Page 1 - Basler Woche Kleinbasel - KW 42 - 2020
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Die Wochenzeitung für Kleinbasel / Riehen / Bettingen
BASELLAND & BASLER WOCHE, Dienstag, 13. Oktober 2020 | KW 42 | 9. Jahrgang | Inserateannahme: 061 222 28 90 | Redaktion: 061 901 10 39 | Aufl. Basler Woche: 23'671 Ex.
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Fingerspitzen-
gefühl und
starke Nerven
Neue Herausforderungen bei der Polizeiarbeit –
Ein täglicher Drahtseilakt
Polizistinnen und Polizisten wurden beschimpft und sogar be- Bild: Kanton Basel-Stadt
droht oder bei einer Festnahme durch filmende Gaffer so lange Die Polizeiarbeit wird immer komplexer: Das Durchsetzen klarer Richtlinien
in ihrer Routine gestört, bis beidseitig üble Schimpfwörter fie- ist genau so wichtig wie Empathie und Fingerspitzengefühl für die entspre-
len. Immer wieder wird von «Hatern» oder gewissen Gruppie- chende Situation.
rungen zu Gewalt gegen die Polizei «aufgerufen». Solches pas-
sierte in unserer Region in diesem Jahr in regelmässigen Ab- Willkür, unverhältnismässigem kommt, wo es Defizite bei der
ständen. Hat der Slogan «Die Polizei – Dein Freund und Helfer» Einschreiten oder mangelndem Sicherheit und Ordnung gibt.
in einigen Bevölkerungskreisen ausgedient? Im Zuge des Trends Fingerspitzengefühl. Wie neh- Wegen ihres Einschreitens wird
nach der Forderung für mehr Transparenz bezüglich der Poli- men das die Betroffenen eigent- sie manchmal – vor allem bei
zeiarbeit der Gegenwart und der Zukunft kann das Pendel auch lich wahr? Wie schätzen sie die Jugendlichen, die sich Freihei-
schnell in die entgegengesetzte Richtung schwingen. Entwicklung eigentlich ein? Wir ten nehmen möchten – trotz
haben nachgefragt bei Toprak Notwendigkeit des Einsatzes
Die Polizeiarbeit wird immer sich manche Polizistinnen und Yerguz, dem Mediensprecher als Spassbremse wahrgenom-
komplexer. Speziell in Situ- Polizisten im Dienst zuweilen des Justiz- und Sicherheitsde- men. An dieser Ausganslage hat
ationen, in welchen ein Ein- verunsichert oder unwohl. Der partementes des Kantons Basel- sich in den letzten Jahrzehnten
schreiten nötig wird, ist exak- Respekt gegenüber der Polizei Stadt. nichts geändert: Wenn wir uns
tes, transparentes Vorgehen und deren Arbeit scheint in eini- an die 60er und 70er-Jahre erin-
und viel Fingerspitzengefühl ge- gen Kreisen im Sinkflug zu sein. Toprak Yerguz, immer öfter wird nern, so gab es auch dort schon
fordert. Jetzt erst recht, wo jede Gleichzeitig wird gefordert, in den Medien über Angriffe und diese Reibungsflächen. Neu sind
Handlung und jedes Wort al- man solle in bestimmten Situa- Pöbeleien gegenüber der Poli- hingegen die Begleitumstände
lenfalls als unverhältnismässig tionen härter durchgreifen und zei berichtet. Auch werden die wie liberale Öffnungszeiten, der
oder gar als Polizei-Willkür aus- keinen «Kuschel-Kurs» fahren, Polizistinnen und Polizisten vermehrte Aufenthalt im öffent-
gelegt werden könnte. Auch das während andere sich über eine zuweilen bei ihrer Arbeit so- lichen Raum und die Möglich-
Phänomen, dass gewisse Situa- zu autoritäre, ja gar von klein- gar behindert. Wie sehr haben keiten von Mobiltelefonen bei
tionen «live» mitgefilmt werden licher beziehungsweise über- diese «Angriffe» in den letzten der Aufnahme und bei der Ver-
und (manchmal) in einem viel- triebener Härte gezeichneten, Jahren spürbar zugenommen? teilung von Bildern und Videos. Jetzt spenden! PK 80-8274-9
leicht unvollständigen Kontext Polizeiarbeit beklagen. Man de- T. Yerguz: Grundsätzlich liegt
ins Netz gestellt werden, sorgt battiert immer öfter über Fälle es in der Natur der Sache, dass
für Unbehagen. Und so fühlen von Social Profiling, Polizei- die Polizei dort zum Einsatz Fortsetzung Seite 3