Page 3 - Baselland Woche Arlesheim - KW 30 - 2020

DIENSTAG, 21. JULI 2020 SEITE 3

FORTSETZUNG FRONT

Andere Berufsgruppen müssten das ja
auch so handhaben. Da viel Mimik weg- Braucht es wirklich
bleibt und man mehr über die Augen die
Wahrnehmung ablesen müsse, werde es in Basel ein Präsidial-
sicher anstrengender und mühsamer im departement?
Unterricht. Das Gehör, die Tonalität, die
Konzentration: Dies seien nun wichtige
Aspekte. «Die betroffenen Schüler/in-
nen seien aber schon junge Erwachsene. von Eric G. Sarasin
Da werde der Lärmpegel nicht mehr so
hoch wie bei Kindern. Aber Ablenkung
sei nicht ausgeschlossen, wenn man Mas- Im Herbst werden die Basler Stimmbür- Städte. Das ist in Basel – weil Kanton –
ken trägt und den anderen nicht mehr ger wieder an die Urne gerufen, um einen gar nicht möglich. Abgesehen davon wa-
so gut versteht oder wenn vielleicht alle neuen Regierungsrat zu wählen. Die drei ren die bisherigen Regierungspräsidenten
lauter sprechen werden», sagt beispiels- bürgerlichen Parteien LDP, FDP und CVP Morin und Ackermann eher unbedeutend
weise Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin starten mit ihren drei Kandidaten und und nur blasse Aushängeschilder unserer
vom Schweizer Dachverband der Lehre- ihrer Kandidatin derzeit einen Angriff auf Stadt. Vielmehr war das Auftreten von Mo-
rinnen und Lehrer, in einem Interview die links-grüne Mehrheit im Regierungs- rin zeitweise peinlich, zudem sind beide
mit SF.tv. Bild: Pixabay rat – und die Chancen auf eine bürger- keine guten Redner. Ihr Englisch tönt eher
Ob die Maskenpflicht in Gymnasien und Berufs- liche Mehrheit sind dieses Mal ausseror- wie Baseldeutsch mit englischem Akzent.
Basel-Stadt: Anfang August schulen auch in den beiden Basel und im Einzugs- dentlich gross. Doch wenn schon ein Regierungspräsi-
wird neu evaluiert gebiet (Fricktal/AG und Schwarzbubenland/SO) dent die drittgrösste Stadt der Schweiz
Ob diese Maskenpflicht in Gymnasien eingeführt werden soll, ist noch offen. Eine Frage stellt sich jedoch für mich repräsentiert, sollte er mindestens vier
und Berufsschulen auch in den beiden grundsätzlich: Braucht es in Zukunft wei- Sprachen fliessend sprechen und einen
Basel und im Einzugsgebiet (Fricktal/AG terhin das Präsidialdepartement? Ein klei- gewissen Stil haben (in jeder Bezie-
und Schwarzbubenland/SO) eingeführt Baselland: Erstmal ner Rückblick: Als im Jahr 2004 auf Ein- hung!). Unsere beiden Exponenten Mo-
werden soll, ist noch nicht sicher. Simon andere Schutzmassnahmen, aber... ladung des Verfassungsrats Basel-Stadt rin und Ackermann waren nette «Grüss-
Thiriet, Mediensprecher des Erziehungs- Etwas mehr mit der Maskenpflicht in Klaus Wowereit, der charismatische Bür- august»-Figuren und haben keine klare Li-
departements, erklärte auf Anfragen der Gymis und Berufsschulen wird im Kan- germeister von Berlin, nach Basel reiste, nie vertreten, so zum Beispiel im Bereich
Medien: «Im Moment sieht es eher nicht ton Basel-Landschaft kokettiert. So sagte warb er für die Einführung und Nomina- Kultur, wo sie ein Chaos hinterlassen ha-
danach aus. Jedoch könne das situa- Fabienne Romanens, Mediensprecherin tion eines Regierungspräsidenten mit den ben. Auch die Marketingfunktion, die das
tiv nötig sein, wenn man die Abstands- der Bildungs-, Kultur- und Sportdirek- Worten: «Eine Stadt wie Basel braucht ein Departement für unseren Stadtkanton
Empfehlungen nicht einhalten kann. tion auf Telebasel: «Heute können wir Gesicht und eine Kontinuität». Daraufhin ausüben sollte, scheint nicht zu funktio-
Das ist erstmal die oberste Priorität.» noch nicht sagen, wie es nach den Som- waren unsere Verfassungsräte so beein- nieren.
Man richte sich nach den Empfehlungen merferien weitergeht. Wir haben aber druckt, dass sie der Schaffung eines Prä-
des Bundesamtes für Gesundheit BAG. das Ziel, den Unterricht auf allen Stufen sidialdepartements mit 37 zu 18 Stimmen Für mich sollte das Präsidialdepartement,
In den Mittelschulen sei es in der Regel möglichst ohne Einschränkungen und in zustimmten. Im Frühjahr 2009 wurde der wenn es schon eines gibt, eine Vision für
generell kein Problem gewesen, den Ab- Vollklassen durchzuführen.» Auch der Grüne und Kinderarzt Guy Morin als erster Basel-Stadt entwickeln, die von den an-
stand einzuhalten. «Kurz vor dem Schul- Einsatz von Plexiglasscheiben und ande- Regierungspräsident von Basel-Stadt ge- deren Regierungsräten in deren Departe-
start wird die Lage aber nochmals be- ren Schutzmassnahmen sei noch nicht wählt. Im Februar 2017 übernahm seine menten umgesetzt wird. Das nämlich fehlt
urteilt – je nach Fallzahlenverlauf in der definitiv. Auch hier sei entscheidend, Parteikollegin Elisabeth Ackermann dann in der Aufgabenbeschreibung des Präsi-
Region». Die Situation bei jenen Kanto- wie sich die Entwicklung der Fallzah- dessen Nachfolge. dialdepartementes gänzlich. Ausserdem
nen, die eine Maskenpflicht in den Be- len im Kanton darstellt, so Romanens. Doch was sind eigentlich die Aufgaben scheint mir, dass die anderen Regierungs-
rufsschulen und Gymnasien bereits be- Mehrere mögliche Szenarien seien ange- dieses Departements? Auf deren Web- räte für das präsidiale Amt eher ein mü-
schlossen haben, sei aber eine andere als dacht, um für jede Situation gewappnet seite steht dazu Folgendes: «Das Präsi- des Lächeln übrighaben, kommt es doch
in Basel-Stadt, gibt Thiriet in seinen Ver- zu sein. dialdepartement unterstützt das Regie- einer lahmen Ente gleich.
lautbarungen an die Medien zu beden- rungspräsidium bei der Leitung, Planung
ken. Im August enden die Schulferien. Das Bundesamt für Gesundheit soll An- und Koordination der Amtstätigkeit des Jetzt feilschen zwei weitere Frauen im
Dann erst würde sich zeigen, wie es wei- fang August diesbezüglich weiter kom- Regierungskollegiums sowie bei seinen Herbst um dieses Amt: Esther Keller
tergehe. Seit März 2020 müssen die Be- munizieren. Es ist abzusehen, dass es Repräsentationsaufgaben, koordiniert die (GLP) und Stephanie Eymann (LDP). In
hörden in jeder Hinsicht flexibel und si- viele kantonale Einzelgänge geben wird. Entwicklungsplanung von Stadt und Kan- einem kürzlichen «Streitgespräch» in der
tuativ handeln. Das ist auch jetzt in die- ton, pflegt die regionalen, nationalen so- Basler Zeitung war man gespannt auf ihre
sem Thema nicht anders. JoW wie internationalen Beziehungen, sorgt für Aussagen, wie sie das Amt besser aus-
die Vermarktung des Kantons, erhebt und füllen würden als Frau Ackermann. Was
analysiert Daten und ist für gesamtgesell- herauskam war ein ganz laues Wind-
Ausstellung schaftliche sowie kulturelle Belange ver- chen, geprägt von Floskeln (Keller) und

«Mittelalter & Moderne – Fotografien aus antwortlich.» milden Aussagen, ja fast Zurückhaltung
Weiter heisst es: «Die Abteilungen des (Eymann). Keine der beiden Herausforde-
der Sammlung Ruth und Peter Herzog» Präsidialdepartements sind für die Durch- rinnen hat mich überzeugt oder wäre eine
führung kantonaler Querschnittsprojekte Verbesserung oder ein Fortschritt gegen-
verantwortlich und pflegen die Zusam- über den bisherigen Amtsinhabern.
Jahrhundertelang waren Kirchtürme menarbeit mit den Departementen und
der weithin sichtbare Ausdruck von diversen Anspruchsgruppen.» Ich bin der Meinung, der Verfassungsrat
Reichtum und Macht einer Stadt. Im Das tönt alles nicht sehr präsidial, son- sollte sich das Scheitern des Präsidialde-
19. Jahrhundert machten profane dern eher nach einer grossen adminis- partements eingestehen, und mutig auf
Bauten ihnen diesen Rang zunehmend trativen und koordinativen Tätigkeit und den Entscheid von 2009 zurückkommen
streitig. Eindrucksvolle Fotografien einem Amt ohne wirkliche Kompetenzen, und den elfjährigen Versuch als beendet
lassen diese Zeit der Errungenschaf- das viel kostet und kaum Akzente setzen erklären. Wenn schon ein Regierungsprä-
ten und der Hoffnungen wieder auf- kann. Eine Intitiative um Robert Schiess sident, dann einer ohne eigenes Departe-
erstehen. und Philippe Ramseyer sammelt nun ment, wie im Bundesrat, das heisst, al-
Unterschriften, um dieses Departement ternierend steht jedes Regierungsrats-
Die Ausstellung präsentiert eine Aus- abzuschaffen mit der Begründung, das mitglied ein Jahr lang dem Regierungsrat
wahl von Fotografien aus der Zeit von Präsidialdepartement produziere «nichts vor: Primus inter Pares! Die Funktionen
1840 bis 1910, die von der Industrialisie- als heisse Luft» und unnötige Kosten. des heutigen Präsidialdepartements kön-
rung, dem Erfindergeist und dem Glau- Bild: HMB nen gut wieder an die einzelnen Departe-
ben an den Fortschritt geprägt war. Neue sind weitere Schätze aus der Fotosamm- Ich habe diese Intiative mitunterschrie- mente delegiert werden.
Materialien und Techniken erlaubten lung Ruth und Peter Herzog zeitgleich ben, da ich die Meinung der Initianten Der Kanton Basel-Stadt braucht dieses
den Architekten und Ingenieuren immer im Kunstmuseum und ab September im gänzlich teile. Basel ist ein Kanton und Amt nicht, denn bisher waren sowohl In-
kühnere Konstruktionen. Elegante Mes- Antikenmuseum ausgestellt. Das Kunst- kann nicht wie die Städte Zürich oder halt als auch Inhaber einfach nur pein-
sehallen und prächtige Bahnhöfe wur- museum wagt den grossen Überblick Bern einen Stadtpräsidenten stellen. In lich und überflüssig. Ich empfehle also,
den zu den Kathedralen der Moderne. unter dem Titel «The Incredible World diesen zwei Städten haben charismati- das Präsidialdepartement ohne schlech-
Das damals junge Medium der Fotogra- of Photography», während das Antiken- sche Figuren wie Elmar Ledergerber (ZH) tes Gewissen einzustampfen. Zudem
fie dokumentiert den Umbruch und setzt museum in der «Oriental Grand Tour» und heute Corinne Mauch (ZH) oder Ale- spart der Kanton damit viele Millionen. Wir
das Nebeneinander des Alten und des den Nahen Osten bereist. xander Tschäppät (BE) etwas bewirkt. Sie könnten das Geld anderwertig brauchen,
Neuen künstlerisch in Szene. pd wurden zudem über Bern und Zürich hi- vor allem jetzt, während der Corona-Re-
Im Rahmen einer Kooperation der Bas- Ausstellung: naus wahrgenommen und waren die «Vi- zession, die auch bei uns tiefe Spuren hin-
ler Museen mit dem Jacques Herzog 18. Juli 2020 – 4. Oktober 2020 sitenkarten» und Aushängeschilder ihrer terlassen wird.
und Pierre de Meuron Kabinett (Basel) Barfüsserkiche