Page 5 - Basler Woche Kleinbasel - KW 32 - 2020
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DIENSTAG, 4. AUGUST 2020 IM FOKUS SEITE 5
Eine Herkulesaufgabe ohnegleichen
Für Basel-Stadt waren die Folgen der COVID-Pandemie vielleicht noch dramatischer als für andere Schweizer Städte
Die COVID-19-Pandemie ist und bleibt für das Team des Wird das ein Problem darstel-
Standortmarketings und für die Aussenbeziehungen des Kan- len für Ihr Standortmarketing?
tons Basel-Stadt eine Herkulesaufgabe. Insbesondere für eine Wie treten Sie dem entgegen?
Stadt wie Basel, die viel Image und Wertschöpfung dank ihrer S. Horvath: In dem wir nicht
Eventdichte und der gesellschaftlichen, sportlichen und kultu- voreilig Abstriche machen und
rellen Angebote generiert. alles Mögliche unternehmen,
um die Projekte, Dienstleistun-
Quo vadis Basel-Stadt? Wird beziehungsweise beim Branding gen und Vorhaben am Laufen
Basel wegen der COVID-Pande- des Standorts Basel im Fokus? zu halten. Am Beispiel der Bas-
mie kurz- oder mittelfristig von S. Horvath: Ein Dauerauftrag ler Herbstmesse gilt es nach der
einer attraktiven europäischen besteht darin, die Positionie- erfolgten Absage im 2020 nun
Kleinstadt mit viel Strahlkraft in rung Basels im internationalen einen würdigen Rahmen für die
Europa und sogar Standortwettbe- Lancierung des Jubiläumsjah-
weltweit zu einer «Basel hat einen werb zu fördern. res anlässlich des 550-jährigen
ganz normalen hohen Anteil an Entsprechend Bestehens der Basler Herbst-
Schweizer Stadt Geschäftstourismus und gilt es gezielt und messe zu finden. Im internatio-
ohne so genann- dieser ist dramatisch ohne Beschei- nalen Umfeld gilt es, mit unse-
ter USP (Unique eingebrochen» denheit auf die ren Städtepartnern neue Rah-
Selling Propositi- Standortstärken menbedingungen für die Umset-
ons = Alleinstel- aufmerksam zu zung der laufenden Programme
lungsmerkmale)? Wie meistert machen und die nationalen, tri- auszuhandeln und so weiter.
das Team um Sabine Horvath, nationalen und internationalen
Abteilungsleiterin für Stand- Aussenbeziehungen auf die In- Die Tourismus-Branche lei-
ortmarketing und Aussenbezie- teressenslage unserer Region det. Die Wertschöpfung ist –
hungen, die Lage? auszurichten. Und natürlich auch bei den indirekt betroffe-
geht es darum, bestehende Ver- Bilder: Bilderarchiv Kanton Basel-Stadt
Sabine Horvath, welche Aus- anstaltungen wieder durchzu- Basel als Messestandort – das Image hat stark gelitten. Nicht nur aufgrund
wirkungen hatte, beziehungs- führen und zu unterstützen so- der wegen der Pandemie nicht durchgeführten Messen und Kongresse. Dieser
weise hat Corona auf Ihr Tages- wie neue Grossveranstaltungen Aspekt wird auch dem Standortmarketing zu schaffen machen.
geschäft? für Basel gewinnen zu können.
S. Horvath: Die Pandemie hatte S. Horvath: Natürlich hätten Welche Auswirkungen hatte Co-
und hat nach wie vor grosse Worauf sind Sie besonders stolz wir uns gewünscht, dass im rona in Bezug zur gesamten Pro-
Auswirkungen. Die Pflege der bezüglich des Umgangs wäh- Rahmen der grenzüberschrei- blematik mit der aktuellen nicht
Aussenbeziehungen ist einge- rend dieser für ein Standort- tenden Zusammenarbeit eine so positiven Entwicklung des
schränkt, wir hatten geschlos- marketing schwierigen Zeit? schnellere Grenzöffnung mög- Messestandorts Basel und was
sene Grenzen und Flughäfen, S. Horvath: In einer Zeit der lich gewesen wären, aber die bedeutet das für die Stadt Basel
abgesagte Sessionen in Bundes- Krise wäre es vermessen, über Kompetenzen lagen hier bei den und für Ihr Standortmarketing?
bern und viele annullierte Tref- Erfolge zu sprechen. Wir haben Landesregierungen und nicht in S. Horvath: Die Pandemie hat ja
den Grenzregionen. zu vielen Absagen von Messen,
Festivals, Ausstellungen und
Was sind Ihre grössten Heraus- Sportveranstaltungen geführt,
forderungen, um die von Ihnen was für den Veranstaltungs-
in diesem Spätsommer 2020 ort Basel desaströs ist. Hinzu
gewählten Mass- kommt die anhal-
nahmen optimal «Wir müssen noch tende Unsicher-
umzusetzen, be- stärker auf unsere heit in Bezug auf Der Tag der Märkte: Immerhin kön-
ziehungsweise in Standortstärken und die nächsten Ver- nen unter anderem wieder Markt-
Gang zu bringen? auf die nationalen, anstaltungster- händlerinnen und Markthändler auf
S. Horvath: Die trinationalen und mine. Wir leiden Umsatz hoffen.
Schwierigkeit internationalen Aussen- mit den Veran-
besteht im täg- beziehungen aufmerk- staltern und dem nen Dienstleistungsbetrieben
lichen Seiltanz sam machen.» Publikum mit und – massiv schlechter als in den
zwischen der an- versuchen für die Jahren zuvor. Gibt es Fallzahlen
gestrebten Rück- Anliegen der Ver- oder eine Einschätzung für die
kehr zur Normalität und der anstalter zu sensibilisieren und nahe Zukunft?
Verhinderung einer Verbrei- bestmöglich zu unterstützen. S. Horvath: Basel hat einen ho-
tung des COVID-19-Virus. Es hen Anteil an Geschäftstou-
wird eine Herausforderung Welche sonstigen negativen rismus und dieser ist drama-
Sabine Horvath stand und steht betreffend des Standortmarketings noch im- bleiben, hier die richtige Ba- Auswirkungen hat die Corona tisch eingebrochen. Auch im
mer vor einer Herkulesaufgabe. lance zu finden. Pandemie auf die Stadt Basel? Freizeittourismus ist es für die
Städte schwierig, da in der Pan-
fen in der grenzüberschreiten- in unseren Zuständigkeitsberei- demiezeit mehr Raum und Luft
den Zusammenarbeit. Auch chen versucht, den Schaden zu gefragt ist. Dort, wo dieser vor-
mussten Aktivitäten im Rahmen minimieren und die Direktbe- handen ist, etwa im Basler Zolli,
unserer Städtepartnerschaften troffenen bestmöglich zu unter- sieht die Situation weniger
und Kooperatio- stützen. Hierzu schlimm aus, als beispielsweise
nen in den USA, «Die Pandemie mit zählen etwa die in Museen oder Konzertsälen.
in China, Süd- ihren Folgen war für Markthändlerin- Gemäss unseren Kolleginnen
korea und Japan den Veranstaltungsort nen und Markt- und Kollegen von Basel Touris-
verschoben wer- Basel desaströs.» händler, die vom mus wird das Jahr 2020 einen
den. Diese Situa- Marktverbot exis- Rückgang der Logiernächte
tion, verbunden tenziell betrof- um rund zwei Drittel verzeich-
mit den Absagen von Festivals, fen waren. Inzwischen sind die nen. Ich wünsche mir sehr, dass
Messen und Märkte sowie Sport- Märkte in der Innenstadt wie- sich Basel dank seiner beson-
veranstaltungen verlangten von der geöffnet und ein spezielles deren Stellung als weltweit füh-
uns ein neues Verständnis für Werbetram macht auf das viel- render Forschungsstandort und
Standortmarketing. fältige Angebot an regionalen viel beachtete Kulturmetropole
und selbstproduzierten Frisch- schnell von dieser Pandemie er-
Welche «Themen» und Aktio- waren auf den Stadt- und Quar- holt und die hohe Lebensquali-
nen stehen derzeit und in den tiermärkten aufmerksam. tät in unserer Stadt wieder voll
nächsten Monaten – voraus- zum Tragen kommt. Und dass
gesetzt es kommt keine allzu Gab es auch Fälle, bei welchen wir gesund bleiben!
grosse «zweite COVID-Welle» Ihre Massnahmen nicht fruch-
auf uns zu – bei Ihnen im Mar- teten und warum sind diese ge- Auch die Herbstmesse wird 2020 nicht stattfinden – ein herber Schlag für das JoW
keting und bei der Imagepflege scheitert? Standortmarketing. Interview: Daniele Ciociola