Page 2 - Baselbieter Woche Waldenburg - KW 19 - 2021
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SEITE 2 WEITERBILDUNG DIENSTAG, 11. MAI 2021
Rollenvielfalt als Erfolgsrezept
Wege und Lösungen zur Kompetenzerweiterung für Führungs- und Personalfachkräfte
Führungspersonen und Mit- Bedeutung von Macht über Anleitung und Instruk-
arbeitende haben immer wie- beim Rollenwechsel tion von Kolleginnen und Kol-
der die Wahl zwischen ver- Was die Rolle Coach von der legen als Berufslernende oder
schiedenen Rollen. Jede Führungsrolle deutlich unter- Neueinsteiger/innen sozialisiert
und jeder kann im betrieb- scheidet, ist der Aspekt der werden. Wer also eine Lehre ge-
lichen Alltag Mitarbeitende Macht. «Professionell agierende macht oder eine neue Stelle an-
unterstützen und sich in die- Coaches üben keine Macht getreten hat, kennt und schätzt
ser Unterstützungsrolle als aus», sagt Regina Widmer. das Prinzip, bestätigt Susan
Coach, Berater/in und Trai- «Wertschätzung, Empathie und Göldi, Professorin an der Hoch-
ner/in professionalisieren. Akzeptanz von anderen An- schule für Wirtschaft (FHNW)
sichten und Werten gehören ins und Leiterin CAS Career De-
Was unterscheidet die Rollen Portfolio eines professionellen velopment und CAS Career Ma-
Coach, Berater/in und Trainer/ Coachs.» Widmer ist Mitglied nagement. Hingegen bedarf es
in? Wie grenzen sich diese Rol- der Geschäftsleitung der Lern- zum kollegialen Coaching einer
len von jener der Führungsfunk- werkstatt Olten (LWO), Orga- bewussten Rollenklarheit und
tion ab? Coaches begleiten und nisationsberaterin und Coach -disziplin vonseiten Coach und
fördern individuell und profes- BSO. Sie verzichtet als Coach Coachee.
sionell. Ziele von betrieblichem bewusst darauf, «ihren Willen
Coaching – und nur um dieses auch gegen Widerstand durch- Vorteile von bewusst
soll es hier gehen – sind stets, Bild: PEXELS zusetzen». Im ressourcen- und gestaltetem Rollenwechsel
die Leistungsfähigkeit von Füh- In der internen Führung kann man je nach Situation durchaus auch die Rol- lösungsorientierten Coaching Verfügen Führungs- und Perso-
rungskräften und Mitarbeiten- len wechseln. geht es vor allem darum, mit nalfachkräfte über ein gut re-
den zu erhalten oder zu steigern. dem Potenzial des Coachees flektiertes Rollenset so bringt
Betriebliches Coaching leitet zur Fachgebiet und können des- didaktischem Know-how Trai- Möglichkeitsräume zu erwei- das für die Organisationen ent-
Selbsthilfe an, bietet keine Lö- halb Coachees auch beraten. ningssequenzen, setzen diese tern, ohne grenzüberschreitend scheidende Vorteile, die über
sungen, sondern unterstützt bei So kann beispielsweise eine In- um und überprüfen die Ziel- zu agieren. Dies gelingt mit Be- die offensichtlich positiven
der Lösungserarbeitung und Er- formatikerin einen Mitarbeiten- erreichung. Training strebt im- gegnung auf Augenhöhe, Ermu- Auswirkungen auf Potenzial-
gebnissicherung. Coaches füh- den coachen und wenn es um IT mer auf (fremd)bestimmte Lö- tigung und Achtsamkeit. nutzung, Leistungserhaltung
ren sicher durch die einzelnen geht auch beraten. In erster Li- sungen zu, die gemeinhin als und -steigerung und damit ver-
Coachingphasen und den ge- nie sind professionelle Coaches richtig angesehen werden. Auch Kollegialität im Rollentausch knüpft Motivation, Arbeitsquali-
samten Begleitungsprozess und jedoch Fachleute für individu- wenn Teilnehmende Lernziele Weniger komplex gestaltet sich tät und Produktivität hinausge-
wirken damit als innerbetriebli- elle Entwicklungsprozesse und selbst wählen, denn die Op- der Rollenwechsel, wenn kein hen. Wenn beispielsweise eine
cher Karriereförderer. betriebliches Karrieremanage- tionen sind auf der Grundlage Machtgefälle besteht. Wenn also Entscheidungsperson nicht
ment und können in Bezug auf eines State of the Art vorgege- eine Mitarbeiterin zum Coach zeitnah und schlüssig entschei-
Grenzen zwischen Coaching diese beraten. Sie unterstützen ben. Coaching dagegen ist lö- einer Kollegin wird oder eine den kann, lohnt es sich andere
und Beratung fliessend Coaches entsprechend in der sungsoffen und selbstbestimmt. Fachexpertin zum Coach einer Rollen zu prüfen. Wenn sich
Fachliche Berater/innen stellen Selbstreflexion oder der Wahr- Jedoch greifen auch die Rollen anderen. Das heisst nun aber durch die Rolle Coach, Trai-
ihre Fachexpertise zur Verfü- nehmung bzw. Interpretation von Trainer/in und Coach inei- nicht, dass dieser Rollenwech- nier/in oder Berater/in die Aus-
gung und kennen mögliche Lö- von Gegebenheiten. nander oder sie überschneiden sel nicht anspruchsvoll ist. Der gangssituation verändern lässt
sungen. Deshalb sind die Gren- sich. Wenn zum Beispiel Trai- Sprung vom Kollegen zum Bera- oder die Zahl von Alternativen
zen zwischen Coaching und Be- Trainer und Trainerinnen in- ning die Lösung eines Problems ter ist deutlich kleiner als jener wächst, ist das zielführender als
ratung fliessend. Coaches ver- dessen, sind per se keine Coa- bringt, kann – bei entsprechen- vom Kollegen zum Coach. Kolle- ein unbefriedigendes Ergebnis
fügen im betrieblichen Kontext ches. Sie setzen stufengerecht der Eignung – auch ein Coach giale Beratung ist ein vertrautes ohne Win-Win-Ergebnis herbei-
ebenso über Expertise in einem Ziele, planen mit methodisch- das Training übernehmen. Konzept, weil viele Berufsleute zuführen.
Damit Unternehmen ihre Ziele
mit einer heterogenen Beleg-
schaft in einem dynamischen
Umfeld erreichen, braucht es
Flexibilität und Kreativität. In
diesem Kontext sind Coaching,
Beratung und Training be-
währte Handlungsstrategien im
Changemanagement. Mitarbei-
tende und Führungskräfte sind
nicht nur Profis in ihrer ange-
stammten Rolle, sondern verfü-
gen über zusätzliches Potenzial
in anderen Rollen. Wo Struktu-
ren die kollegiale Beratung und
Zusammenarbeit stärken, hat
dies einen positiven Einfluss auf
Effektivität und Effizienz. Die
Herausforderung für die Perso-
nalfachleute liegt dabei in As-
pekten der Organisationsge-
staltung wie zum Beispiel einer
Kultur des Teilens von Fachwis-
sen, dem Zulassen von Fragen
und Fehlern, dem Organisie-
ren von Austausch, dem Hono-
rieren von Rollenwechseln und
dem Unterstützen von Profes-
sionalisierungsmassnahmen in
neuen Rollen.
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